Iconic Turn
Über die Macht und Bedeutung der Bilder.
Die Macht und die Bedeutung der Bilder – der Iconic Turn, dieser Begriff ist mit Gottfried Boehm zum ersten Mal in Umlauf gebracht worden. Es ist die Zeit des pictorial oder iconic turn, die der amerikanische Literaturwissenschaftler William Mitchell und der deutsche Kunsthistoriker Gottfried Boehm vor zehn Jahren prophezeiten: die Zeit der global zirkulierenden Bilder. Die Macht der Bilder ist hochaktuell. Nach jahrhundertlanger Prägung unserer Kultur durch Schrift und Text ist nun die visuelle Kommunikation wieder in den Vordergrund gerückt. Der Iconic Turn, die Wende vom Wort zum Bild, hat unsere Art, Wissen zu generieren, zu strukturieren und zu kommunizieren, gründlich verändert.
Die Digitalisierung hat die Bedeutung von Bildern für die Gesellschaft verändert. „Iconic Turn” bedeutet in diesem Zusammenhang soviel wie eine Wende bei der Wahrnehmung von Bildern. Wo immer sich Kommunikation wandelt, ändern sich die Fundamente der Gesellschaft. Innovationen wie die Fotografie und der Film veränderten die Kommunikation in der Welt maßgeblich. Bilder werden heutzutage schnell, gezielt und großräumig verbreitet. Dadurch nimmt die Geltung der visuellen Kommunikation merklich zu. Nie zuvor waren Bilder so allgegenwärtig wie heute. Fernsehen, Internet und andere Medien haben dazu geführt, dass sie in nahezu allen gesellschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Bereichen präsent und jederzeit verfügbar sind. Das 20. Jahrhundert war ein Jahrhundert der Bilder. Neue Medien und Technik haben es möglich gemacht, visuelle Information in einem viel größeren Umfang herzustellen und zu verbreiten. In den Wissenschaften gelang es, zuvor Nicht-Darstellbares zu visualisieren und sichtbar zu machen.
Der so genannte Iconic Turn beschreibt die Allgegenwart und die wachsende Macht des Visuellen als Anzeichen für einen grundsätzlichen kulturellen Wandel. Bilder sind wichtig. Sie werden immer wichtiger und wir sollten uns mehr um die Bilder kümmern. Einen Text verstehe ich nur, wenn ich die Sprache beherrsche, ein Bild verstehe ich einfach so. Bilder folgen so etwas wie einem natürlichen Code. Um sie zu decodieren, brauche ich keine besondere Kompetenz. Ja, scheinbar braucht man keine besondere Kompetenz, aber man muss doch lernen zu sehen.
Wer mehr davon sehen will:
Iconic Worlds: Neue Bilderwelten und Wissensräume von Christa Maar, ISBN-10: 383217995X
Das Leben der Bilder: Eine Theorie der visuellen Kultur von W.J.T. Mitchell, ISBN-10: 3406573592